Ein Gastbeitrag von Dr. Robert Rupp, Prävention und Gesundheitsförderung Pädagogische Hochschule Heidelberg und Leiter des Projekts Kopf-Stehen

Steh auf! Bewegtes Arbeiten ist gesünder

Im Labor fällt inzwischen immer häufiger auch klassische Büroarbeit am Computer an, die zu langen Sitzphasen zwingt. Regelmäßiges Aufstehen und bewegtes Arbeiten werden deshalb für eine gesunde und produktive Laborarbeit zunehmend wichtig. 

Bewegtes Arbeiten ist gesünder

Der Mensch verbringt immer mehr Zeit sitzend. So viel, dass selbst ein wenig Sport nach der Arbeit nicht mehr ausreicht. Ausgleich schaffen vielmehr einfache und natürliche Bewegungen – am besten regelmäßig über den Arbeitstag verteilt. Dabei hilft vor allem die entsprechende innere Haltung.

Langes Sitzen prägt den Alltag vieler Erwachsener. Sie verbringen bis zu 80 % ihrer Arbeitszeit und bis zur Hälfte ihrer täglichen Wachzeit sitzend. Dies hat gravierende Konsequenzen für ihre Gesundheit und mentale Leistungsfähigkeit. Die internationale Gesundheitsforschung spricht inzwischen von „sitting disease“ und deckt immer deutlicher den Zusammenhang zwischen langen Sitzzeiten und der Entstehung vieler chronischer Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2) auf. Bemerkenswert ist, dass selbst regelmäßiger Sport nach der Arbeit die Folgen des langen Sitzens nicht ausgleichen kann. 

Immer mal wieder aufstehen 

Was ist zu tun? Aktuell mehren sich Hinweise, dass bereits die regelmäßige Unterbrechung und das zeitweise Ersetzen von Sitzzeiten durch einfache Alltagsaktivitäten wie z. B. (Auf-)Stehen oder (Umher-)Gehen gesundheitsschützenden Wert haben und sich darüber hinaus positiv auf Wohlbefinden, Arbeitsmotivation und Produktivität auswirken. Die Lösung der Sitzproblematik liegt demnach nicht in einem punktuell betriebenen Sport nach der Arbeit, sondern vielmehr in der Integration von einfachen und natürlichen (Micro-)Bewegungen in den Arbeitsprozess – am besten regelmäßig über den Arbeitstag verteilt. 

Auch im Labor steigt die Zeit im Sitzen 

Für die Laborarbeit bestand diesbezüglich bisher wenig Handlungsbedarf, war sie doch durch eine Vielzahl an Tätigkeiten und regelmäßige Haltungs- und Ortswechsel – im Sinne einer anzustrebenden Sitz-Steh-Bewegungsdynamik – geprägt. In jüngster Zeit fällt im Labor allerdings immer häufiger auch klassische Büroarbeit am Computer an, die zu langen Sitzphasen zwingt. Zukunftsstudien prognostizieren, dass sich dieser „Sitz-Trend“ weiter verstärken wird: Die Forschung von morgen erfolgt automatisiert, „befreit“ Forschende von einem Großteil der manuellen Routinearbeiten im Labor und ermöglicht ihnen, zeitlich verstärkt kreativen Arbeitsprozessen – vor dem Computer sitzend – nachzugehen. 

Bewegung fängt im Kopf an 

Regelmäßige Sitzunterbrechungen und ein bewegtes Arbeiten gewinnen damit auch für eine gesunde und produktive Laborarbeit immer stärker an Bedeutung. Um diese zu realisieren, bedarf es neuer „bewegungsaktivierender“ Laborkonzepte. Doch mit neuen Arbeitsumgebungen allein ist es nicht getan. Entscheidend für eine nachhaltige Umsetzung eines bewegt-dynamischen Arbeitsstils ist die innere Haltung, das Mindset von Mitarbeitern und vor allem von Führungskräften. Um deren Mindsets und Arbeitsstile „in Bewegung zu bringen“, entwickeln wir an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Mentaltrainingskonzepte wie z. B. Stehauf-Coachings und -Workshops. Idealerweise werden solche verhaltensorientierten Maßnahmen mit raumgestalterischen Bewegungselementen kombiniert, um auch „im Labor der Zukunft“ noch Bewegung zu ermöglichen, welche die Gesundheit stärkt und die produktive Kopfarbeit fördert – denn: Bewegung in den Beinen bringt auch welche in den Kopf.
 

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